von Roman Huber | AZ 01. Februar 2012
Die Stadtbildkommission gibt dem Vorprojekt des Hochhauses auf dem Krismer-Areal sehr hohe Noten. Man habe das Bedürfnis nach Stadtwohnungen bereits lange gespürt.
Quelle: Schmidlin&Zulauf
In den vergangenen vier Jahrzehnten war der Bau von Hochhäusern verpönt. Erst seit der nachhaltige Umgang mit Bauland ultimativ gefordert wird, denken Planer und Bauherren wieder in die Höhe. Die Pläne für das Merker-Areal hatten vor über 15 Jahren bereits Hochhauspläne in Baden vorgesehen, die jedoch schnell abgeblockt wurden. Der aus den Diskussionen resultierende Gestaltungsplan sah dann einen «Klotz» an der Ecke Garten-/Bruggerstrasse vor.
Intensive Entwicklungsarbeit
Das neu vorliegende Vorprojekt für ein Hochhaus auf dem Krismer-Areal wird von der städtischen Baubehörde als Resultat eines intensiven Entwicklungsprozesses geschildert. Dieser habe sich im diskursiven Verfahren zwischen dem verantwortlichen Architekturbüro Zulauf & Schmidlin sowie der Stadtbildkommission abgespielt. Die Merker Liegenschaften AG schenkte dem Architekturbüro in diesem Prozess grosses Vertrauen. Nicht ohne Grund: Das Büro zeichnete bereits für das gelungene Wohnhaus auf dem Merker-Areal verantwortlich.
Man habe das Bedürfnis nach Stadtwohnungen gespürt habe sich von den Plänen eines Bürogebäudes verabschiedet, erklärt seitens der Bauherrschaft Sibylle Hausammann-Merker. Daraus hat Architekt Dieter Zulauf zuerst eine Volumendiskussion angesetzt, die letztlich zur vorliegenden Form geführt hat.
Wettbewerb wurde überflüssig
Christoph Haerle, Zürich, Bildhauer und Architekt, Mitglied der Stadtbildkommission, gibt dem Vorprojekt hohe Noten: «Das Architekturbüro hat die Abklärungen sehr breit und intensiv angelegt, wie es sonst nur in einem Wettbewerbsverfahren geschehen kann.» Die verschiedenen Seiten seien dabei evaluiert worden, das gelte auch für die Entwicklung der Fassaden, bei der die gesamte Palette aufgezeigt worden sei. Die Stadtbildkommission habe das Projekt zweimal unter die Lupe genommen, sagt Christoph Haerle und sagt überzeugt: «Die Stadt Baden wird hier ein tolles Objekt erhalten.»
Zwar wird in der Stadt Baden stets das Wettbewerbsverfahren hochgehalten, wenn es um Architektur geht. «An diesem Projekt ist sehr viel studiert worden», hält dem Haerle entgegen. Es wäre von der Bauherrschaft zu viel verlangt, noch ein Wettbewerbsverfahren mit sechsstelligen Kosten auf sich nehmen zu müssen.
Nachhaltigkeit kommt zum Tragen
Als eines der ersten projektierten Null-Energie-Hochhäuser in der Schweiz wird der Nachhaltigkeit grosse Beachtung geschenkt. «Wir haben das Energie-Konzept in regelmässigen Sitzungen zusammen mit zehn renommierten Ingenieurbüros entwickeln dürfen», schildert Dieter Zulauf. An jeder Stelle seien energetische Überlegungen eingeflossen und, wo machbar, planerisch umgesetzt worden. Mittels Wärmetausch und Photovoltaik sowie unterstützt durch die Holzschnitzelheizung (die noch energetische Kapazitäten hat) im Merker-Areal könne das Ziel eines Null-Energie-Hochhauses letztlich erreicht werden, sagt Zulauf.
Wichtig ist für Sibylle Hausammann auch der soziale Mix, den man an dieser Lage ermöglichen wolle. «Autoreduziertes Wohnen» ist angesagt, womit man die Parkplatzzahl bei 64 geplanten Wohnungen auf lediglich 27 reduzieren kann. Dafür wird genügend Veloabstellraum entstehen. Ob und wie viele der Wohnungen ins Eigentum gehen oder vermietet werden, ist derzeit noch offen. Wunschziel wäre, auch Wohneinheiten für Studenten- oder Alters-Wohngemeinschaften anbieten zu können. Auch Gemeinschaftsräume sind im Hochhaus vorgesehen.
Artikel "«Die Abklärungen waren sehr breit abgestützt»" [PDF, 2.1 MB]